Jetzt ist es wirklich so weit. Kerlchen ist ein Jahr alt. Krass, wie schnell die Zeit vergeht. Außer Kerlchen waren auch alle etwas aufgeregt auf den Geburtstag. Die großen Brüder waren schon sehr früh wach und stürmten unser Schlafzimmer um ihrem kleinen Bruder ein Ständchen zu singen. Dieser war vollkommen überfordert, freute sich aber über die musikalische Begrüßung am frühen Morgen. Im Vorfeld hatten wir lange überlegt, wie wir den Tag gestalten wollen. Ursprünglich wollten wir verreisen, dann planten wir diverse Ausflüge und nun war der Geburtstag da und noch kein Plan geschmiedet. Also erst einmal gemütlich frühstücken. Wie schön, dass der Geburtstag in den Herbstferien liegt und wir somit alle Zuhause sind. Dann bekam Kerlchen sein Geschenk, dass ihn (zumindest verpackt) gar nicht interessierte. Unbewusst spannte er seine Brüder extrem auf die Folter, da sie dringend den Inhalt des Paketes erfahren wollten. Es gab etwas Duplo, doch kam Kerlchen in der ersten Zeit gar nicht dazu, damit zu spielen, da die Brüder es komplett für sich beanspruchten. Kerlchen bekam auch schon ordentlich Post zu seinem Geburtstag und irgendwie ist es lustig einen Geburtstag von jemanden zu feiern, der noch gar nicht weiß, was eigentlich gerade geschieht. Aber wir nutzen jeden Grund zum feiern und besonders zu Kuchen essen.
Unser bester Plan für den Tag war ein Zoobesuch in Hamburg gewesen. Ein Riesenevent, da wir (bis auf den Papa) alle noch nicht dort waren, doch leider zeigte der Regenradar nichts Gutes und so packten wir unsere Sachen und fuhren ins Gartencenter. Pflanzen und Deko gucken für die Eltern, Kuchen essen für alle und Fische gucken und Spielen im Tobeland für die Kinder. Eine ganz runde Sache. Dem ersten Gartencenter folgte ein zweites und ein spontanes Einkehren in einem Restaurant. Ein besonderer Ferien-Geburtstags-Ausflug und ein sehr schöner Familientag. Und obwohl es erst der erste Geburtstag war, blieb eine weitere Feier nicht aus. Am Samstag kamen die Paten nachmittags zu Tee, Torte und Kuchen. Wir konnten uns nicht ganz einigen, daher gab es eine Himbeer-Baiser-Torte, einen Apfelschmandkuchen und einen Schokoladenkuchen. Kerlchen durfte auch ganz großzügig etwas Teig des Apfelkuchens kosten ;-) Es gab weitere Geschenkchen für ihn und jeweils spielte er begeistert mit der Deko auf dem Päckchen und unternahm wenige Bemühungen, den Inhalt zu Tage zu befördern. Wir genossen die gemeinsamen Stunden mit einem sehr guten Betreuungsschlüssel, so dass hier und da auch gute Gespräche möglich waren, während ein anderer mit den Kindern spielte. Und es fand sich auch immer schnell jemanden, der Kerlchen auf der Treppe folgte. Ein leckeres Wraps-Essen folgte und hier durfte Kerlchen auch etwas Teig abstauben. Und da die Feierei für uns immer noch nicht reichte, kamen Sonntag noch meine Schwiegereltern. Ein erneut entspanntes Beisammensein und eine gute Familienzeit. Wie schön, dass Kerlchen uns solch einen Grund geliefert hat, wenngleich er selbst vermutlich am wenigstens begriffen hat worum es eigentlich ging. Wir freuen uns so sehr, dass er unsere Familie bereichert und sind total gespannt, was uns noch alles erwarten wird. Nun erholen wir uns von der Feierei und planen schon die Nächste, da Krümel im nächsten Monat Geburtstag hat.
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Unser Kerlchen trägt aktuell häufig seine Matschhose. Unser erster Bub hatte in dem Alter noch nicht einmal eine. Aber wenn Geschwisterkinder da sind, muss das Baby einfach immer mit und somit auch auf diverse Spielplätze. Das Anziehen des Matschanzuges oder des Zweiteilers endet meist in einer Sporteinheit für mich, aber immerhin ist Kerlchen dann gut für feuchtere Witterung gewappnet. Die großen Jungs brauchen einfach Zeit draußen, egal wie das Wetter gerade ist und Kerlchen schläft mittlerweile viel zu wenig tagsüber, um ihn nur im Tuch zu haben. Da er weiterhin größtenteils den Kinderwagen boykottiert, ist das auch keine Option für den Aufenthalt im freien, obwohl der Kinderwagen so einen kuscheligen Lammfellfußsack hat. Er will halt mitmischen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jede Pfütze lockt ihn extrem an und er strahlt freudig, wenn er mit seinen kleinen Händchen drin herumpitschern kann. Egal wie dreckig die Brühe ist, es wird wild darin herumgefuchtelt, bis er von Kopf bis Fuß mit braunen Sprenkeln übersät ist. Duschen finden er weiterhin grausam, aber das eigene Schlammbad ist dem Herrn genehm. Ich bin ja schon froh, dass er gerne draußen ist, nur ist sein Entdeckergeist durchaus anstrengend für mich. Eigentlich darf mein keine Sekunde den Blick abwenden, da er dann schon wieder spezielle Kost in seinen Mund schiebt. Und diese ist selten genießbar. Die Himbeeren heute waren schon eine Ausnahme. Wir haben ein paar Himbeersträucher in unserem Garten, wovon eine Sorte jetzt gerade trägt und da steht er tatsächlich am Zaun und erntet voller Genuss. Ich kann es ja verstehen, bei der leckeren Frucht. Aber zurück zum Matsch. Ein weiterer Nachteil ist, dass man das Kind nach kurzer Zeit schon nicht mehr anfassen kann, ohne selbst gänzlich mit Matsch überzogen zu werden. Dementsprechend ist meine Hose stets mindestens knieabwärts ziemlich schmuddelig. Mittlerweile trägt Kerlchen auch immer häufiger Socken und teilweise auch die Lederschühchen und zum Radfahren sogar schon richtige Schuhe, da seine Füße wiederholt klatschnass waren bei dem miesen Wetter in den letzten Tagen. Ich habe ja nicht alles im Kopf, was die großen Bürder wann gemacht haben, aber beide liefen kurz vor ihrem ersten Geburtstag. Kerlchen ist angezählt ;-) Ich vermute, dass er unser erster Bub wird, der an seinem ersten Geburtstag noch nicht läuft. Er ist nicht ganz so ambitioniert, wie seine Vorgänger. Er läuft schon an Möbeln entlang und immer häufiger sucht er unsere Finger, um mit uns zu laufen, aber alleine bevorzugt er die krabbelnde Fortbewegung. Im Winter läuft er sicherlich. Wäre zumindest praktisch für mich.
Wo ich schon am vergleichen bin. So ein paar Dinge sind beim drittgeborenen Jungen schon anders. Zumindest bei uns. Er hat heute das erste Mal einen Schlafanzug an. Davor habe ich maximal die Hose ausgezogen und ihn dann im Body ins Bett gelegt. Er liegt ja auch immer noch bei mir, weil meine Versuche ihn ans Beistellbett zu gewöhnen eher halbherzig sind. Kerlchen trägt meistens auch kein Lätzchen, da war ich bei den anderen auch immer mehr hinter her. Er isst aber auch keinen Brei, was die Sauerei bisher etwas minimiert. Ich bin generell bei vielem wesentlich entspannter, gerade wenn er alleine loszieht zum Beispiel die Treppe hinauf. Ich habe immer bedarfsorientiert gestillt, aber er darf wirklich zu jeder Zeit, selbst wenn die letzte Stillmahlzeit erst zehn Minuten her ist. Somit haben wir bei ihm bisher generell keine geregelten Mahlzeiten und auch einen Schlafrhythmus gibt es nicht, es wird jeden Tag spontan geguckt wie es passt. Aber geliebt wird er ebenso doll, wie die Brüder. Und die Freude, bei jedem Zahn, der da ist oder bei jeder neuen Fähigkeit, die gelernt wurde ist ebenso riesig. Und sein freundlicher Gesichtsausdruck und sein häufiges Lachen verzaubern mich jeden Tag neu. Er ist so ein kleiner Kerl und bewirkt so viel in unsere Leben. Auch wenn wir schon zwei Kinder haben, ist mit ihm so vieles neu und anders und wieder haben wir so viele Gründe zur Dankbarkeit. Fast jeden Abend danke ich Gott für die drei Jungs, die er so wunderbar gemacht hat und die in unserer Familie aufwachsen dürfen. Im gleichen Atemzug bete ich für ganz viel Geduld um den Familienalltag zu bewältigen aber die unfassbare Liebe zu diesen drei Wesen ist ungebrochen da. Auch in jedem Streit. Eigentlich möchte ich mich nicht beschweren, da wir nun wirklich noch lange schönes sommerliches Wetter hatten und dennoch trifft der Herbststart mich. Die Vorboten sind noch schön und das Kastaniensammeln bringt bei den Spaziergängen auch den Jungs Freude, aber ganz nebenbei kommen auch ganz viele Viren und Bakterien. An jeder Ecke lauern irgendwelche Krankheiten, von einfachen Erkältungen bis zu Scharlach. Puh. Mit Schulkind habe ich noch weniger Lust auf dieses andauernde krank sein, aber ich bin optimistisch, dass es besser wird als letztes Jahr. (Schlimmer geht ja auch irgendwie nicht) Am Wochenende war mein Mann schon ganz schön erkältet, so dass spontan alles umgeplant werden musste und dann fuhr er auf Fortbildung.
Und so begann unser trüber Herbsttag. Bei Regen ging Krümel zur Schule und Knopf und ich radelten zum Kindergarten. Bis auf Kerlchen, der trocken im Anhänger weilte, waren wir alle nass. Ein bisschen Haushalt konnte ich immerhin schaffen, obwohl Kerlchen weiterhin mit seinen Zähnen kämpft. Noch relativ gut gestimmt ging es wieder in den Regen, um den vollkommen mit Matsch überzogenen Knopf abzuholen. Er hatte Waldtag. Ich finde es wirklich toll, dass sie bei jedem Wetter in den Wald gehen, aber eine große Sauerei ist es dennoch. Während Krümel nach dem Essen an seinen Hausaufgaben saß, musste Knopf schon mehrfach zur Ruhe ermahnt werden. Dennoch gab es danach ein paar Kapitel vom Drachen Kokosnuss, da sich Krümel das Buch in der Bücherei in der Schule ausgeliehen hatte. Dann wurde gespielt und gezankt, gehauen und geschubst. Ein Blick nach draußen verriet, dass der Regen sehr ausdauernd war. Der Versuch eine Familie in der Nachbarschaft zu besuchen scheiterte an deren Abwesenheit. Was nun? Wir hatten schon 20 Minuten gebraucht um überhaupt raus zu kommen, da es eine Eskalation mit dem Mittleren gab. Mir wurden die wildesten Sachen angedroht und ich wurde aufgefordert mich zu entschuldigen. Wie kam es zu dem Streit? Ich hatte zum hundertsten Mal gesagt, dass er Kerlchen nicht tragen solle. Es sind manchmal die kleinen Auslöser, die viel bewirken können. Das Thema „Entschuldigung“ hatten wir auch ganz intensiv in den letzten Tagen. Ich hatte mit ihm den Wert einer Entschuldigung ergründet, und dass man sie nicht erzwingen kann und sie ernst gemeint sein sollte. Nunja, mit Kindern lernt man definitiv, dass alles oft wiederholt werden muss. Nun waren wir also draußen und die Gemüter einigermaßen ruhig, drum schlug ich vor, den Bäcker aufzusuchen, da ich noch ein paar Münzen in meiner Jackentasche hatte. Erneut vollkommen durchgeregnet kamen wir wieder Zuhause an und hatten eine recht harmonische Teepause mit schlafenden Kerlchen. Ich erbat mir etwas Ruhe, um meinen Tee zu trinken und um Kraft für den restlichen Tag zu sammeln. Aber länger als drei Minuten hielt diese Ruhe nie. Eine Eskalation folgte der nächsten. Es wurde wieder geschrien, gehauen und getreten und ich fragte mich, warum ausgerechnet an solch einem Tag eine Fortbildung mit Übernachtung sein muss. Um erneut etwas ruhiger zu werden las ich das gesamte Buch von Kokosnuss. Nach dem Abendessen spielen die Jungs meistens recht schön miteinander. An diesem Tag natürlich nicht. Und so folgte weiterer Streit und erneutes Eingreifen meinerseits und trennen der beiden. Ich war heilfroh, als endlich die großen Jungs im Bett lagen und Kerlchen im Tuch war. Aber zu früh gefreut. Es entbrannte noch die allabendliche Diskussion über die Flurbeleuchtung während der Schlafenszeit. Vollkommen mürbe wollte ich schon das Haus verlassen. Doch dann kehrte Einsicht ein. Wir umarmten uns, sprachen miteinander und ganz schnell schliefen sie. Nachdem wir uns versprochen hatten, am nächsten Tag etwas mehr die Ruhe zu bewahren. Je mehr Mitglieder eine Familie aufweist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eine Person schlechte Laune hat. Meine Weisheit des Tages ;-) Kommt noch schlechtes Wetter hinzu, ist der Tag quasi verloren. Aber so ist der Herbst nicht ausschließlich. Wir können basteln und lesen, friedlich spielen und Lego bauen. Zumindest so lange Kerlchen nicht direkt wieder alles zerstört. Und plötzlich haben wir Oktober und somit haben wir Kerlchens Geburtsmonat erreicht. Sein erstes Lebensjahr neigt sich dem Ende zu und der Geburtstag naht. Beim ersten Geburtstag spare ich mir die akribische Planung eines Kindergeburtstages und dennoch soll gefeiert werden. Die ersten Fragen nach Geburtstagswünschen trudeln ein und das Nachdenken beginnt. Was braucht ein Einjähriger, der zwei ältere Brüder hat? Aber ganz ohne Geschenke geht es nicht, denn das fordern die Brüder schon ein. Bei den ersten beiden, gab es von uns jeweils ein schönes Buch. Mal schauen, was mir jetzt noch einfällt. Ideen gerne zu mir ;-) Außerdem fällt Kerlchens Geburtstag in die Herbstferien und die sind noch immer nicht geplant. Wollen wir noch wegfahren? Sind wir an Kerlchens Geburtstag überhaupt Zuhause? Ein Kurztrip steht fest, aber was steht sonst an? Welches Gartenprojekt wollen wir umsetzen? Und wieder öffnet sich ein weiterer Tab in meinem Kopf, der sich mit diesen Fragen beschäftigt. Bzw. sind es ganz viele. Einer für die Materialbeschaffung, einer für Kerlchens Fest, einer schon mal für Krümels Geburtstag im November….ich höre lieber auf mit der Aufzählung, sonst steht hier gleich meine komplette To-Do-Liste.
Kerlchen ist groß geworden. Ach wie habe ich es früher gehasst, wenn es jemand zu mir gesagt hat und nun erwische ich mich selbst dabei. Gerade am Wochenende habe ich nach Jahren mein mittlerweile 20-jähriges Patenkind getroffen und konnte mir den Satz nicht verkneifen. Aber zwei Meter sind auch wirklich groß. Als Baby hat er auf meinem Arm geschlafen und nun überragt er mich, so dass er sich noch zur Umarmung bücken muss, obwohl ich auf Zehenspitzen stehe. So groß ist Kerlchen noch nicht und dennoch bin ich überrascht, wie schnell er einfach wächst. Er kann schon so viel und mittlerweile erkennen wir immer mehr seinen durchweg fröhlichen Charakter.Vor ein paar Tagen habe ich ihn abends nochmal auf mir schlafen lassen, während ich gelesen habe. Ich habe diese intensive Nähe sehr bewusst genossen und mich gefragt, wie lange das wohl noch geht. Der Prozess des Loslassens beginnt schon und ich verabschiede mich von einigen Dingen, die wir vermutlich nicht mehr erleben werden. Wenn Kerlchen wirklich unser letzter Bub ist, dann ist es das letzte Mal, dass wir ein Baby so intensiv erleben dürfen. Unabhängig davon habe ich mir vorgenommen voll und ganz im hier und jetzt zu leben. Das aktuelle Leben maximal schön zu gestalten und nicht stets auf irgendetwas zu Warten. Wir wissen nicht was die Zukunft bringt und wir haben nicht die Garantie auf ein langes und sorgloses Leben. Ich bin dankbar für jetzt und heute und kann diese Haltung nur empfehlen. |
Autorin
Friederike -34- Archiv
October 2023
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